Text-Andacht
Andacht zur Monatslosung im Dezember 2024:
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Jes 60,1 (Luther 2017)
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Aufforderung ruft ein Prophet, der in der Tradition von Jesaja steht, dem Volk Israel zu. Das Volk – oder Teile davon – war gerade erst aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt. Jerusalem war verwüstet, der Tempel stand nicht mehr. Kein Grund zu Freude und Jubel also. Trotzdem sollten sich die Menschen aufmachen. Das ist alles 2500 Jahre her. Was kann uns so ein Ausruf heute noch sagen?
Unter „Mache dich auf“, da kann ich mir etwas vorstellen: „Steh auf“, „beweg dich“, „komm in die Pötte“ oder sogar „Arsch huh“. Es geht um Aufbruch und Dynamik. Aber was bedeutet denn eigentlich: „werde licht?“. Werde hell? Werde optimistisch?
Wie kann man in der heutigen Zeit optimistisch sein, wie darauf vertrauen, dass Frieden möglich ist. In weiten Teilen der Welt gibt es keine Demokratie und in vielen Ländern wurde sie in den letzten 20 Jahren (wieder) abgeschafft. Überall kriegerische Auseinandersetzungen, mafiöse Strukturen und die Superreichen werden immer reicher. Was sollte uns da optimistisch stimmen?
Trotzdem: Sagen Sie sich den Satz mal laut vor: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“
Das ist ein Impuls, der etwas in uns anspricht, ermutigt, positiv beeinflusst. Man fühlt sich wie innerlich aufgerichtet, verspürt vielleicht sogar Tatendrang.
Jesaja mahnt seine Leute an, Gerechtigkeit zu üben, dann wird sich die Heilserwartung erfüllen. „Dein Licht kommt“ verspricht er den Rückkehrern aus dem babylonischen Exil. Er verspricht es auch uns.
Wie schön wäre es doch, wenn wir uns um nichts mehr kümmern müssten, das Licht in uns würde von allein leuchten, es gäbe keine Depressionen mehr. Wie schön, wenn wir uns entspannt zurücklehnen und den Lauf der Welt Gott überlassen könnten. Wenn es keine Kriege mehr gäbe und alle Menschen genug zum Leben hätten.
Aber so ist es eben nicht. Wir haben eine große Sehnsucht nach dem Licht, das alle Finsternis vertreibt, in uns und in unserer Welt.
Jetzt im Advent steht uns die Ankunft unseres Lichts bald bevor, unser Licht heißt Jesus Christus, auf dessen Spuren wir gehen und dessen Worten wir folgen können.
Zu Zeiten Jesajas war davon noch nicht die Rede. Das Licht, das über dem Volk aufgeht, das war die Weisung Gottes, so wie sie in seinen Geboten für jeden, der hören will, zu hören und zu verstehen war.
Damals wie heute gilt: Mein Licht, dein Licht, euer Licht, es kann nur aufscheinen, wenn wir uns aufmachen, wenn wir unsere Welt im Sinne der Menschlichkeit und der Erhaltung der Schöpfung gestalten. Dann blitzt gelegentlich ein kleiner Strahl von diesem Licht, dieser Hoffnung auf ein Heilwerden der Welt in uns auf.
So steht es auch im Johannesevangelium: „Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“. (Joh 8,12 )
Mit dieser Zuversicht leben wir.
Ihre Christine Winterhoff
Kontakt
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