Was ist eigentlich aus unserem Bau-Projekt geworden?
Diese Frage bekommen wir sehr oft gestellt und wir können eigentlich nur antworten: Es ist ein Drama! Wir haben 2018 einen Architektenwettbewerb veranstaltet und mit dem Siegerbüro geplant, wie der Entwurf umgesetzt werden kann. Zuvor hatten wir noch die Finanzierung sicherzustellen. Nach zähen Verhandlungen mit den Geldgebern, Kirchenkreis und ev. Kirchenverband, hatten wir schließlich ein Budget von rund 1,9 Mio € als Obergrenze zur Verfügung.
Aber leider kam dann alles anders. Zuerst einmal kam Corona.
Das bedeutet für die nahe Zukunft, dass weniger Kirchensteuerzuweisungen an die Gemeinden gezahlt werden. Unsere Haushaltsplanungen, die wir vor Corona gemacht hatten, waren dadurch bereits in Frage gestellt. Als dann die erste Kostenberechnung der Architekten vorlag, bekamen wir den nächsten Dämpfer. Wir mussten uns zu einer Variante ohne ein separates Jugendhaus entschließen. Wir haben umgeplant und es wäre auch für alle Beteiligten in Ordnung gewesen. Dann tauchten aber noch weitere Kosten auf, die letztlich das Budget sprengten und nicht mehr aufgefangen werden konnten. Das (bereits verkleinerte) Projekt würde nach den Ergebnissen der Entwurfsplanung die Obergrenze um mehrere hunderttausend Euro überschreiten.. Natürlich hat die Kostensteigerung sachliche Gründe. Die zwei wichtigsten Positionen:
Erstens: Um bei starken Regenfällen die Überlastung des Kanalnetzes zu verhindern, schreibt die Stadt Köln für Neubauten vor, dass bei einem Starkregen ein Teil des Wassers auf dem Grundstück zurückgehalten werden muss. Diese Auflage könnten wir nur mit aufwendigen Bodenarbeiten erfüllen, die in der anfänglichen Planung nicht enthalten waren. Wenn Politiker, Wissenschaftler und Ingenieure von „Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel“ sprechen, wissen wir jetzt, was ganz konkret damit gemeint ist!
Zweitens: Weil nicht nur im Anbau, sondern auch im bestehenden Teil des Gebäudes zusätzliche Brandschutzanforderungen hätten eingehalten werden müssen, hätten wir im Innenbereich größere bauliche Veränderungen vornehmen müssen, die anfangs nicht vorgesehen waren. Für über 2 Millionen Euro hätten wir letztlich nur noch einen besseren Rohbau erhalten. Da mussten wir leider die Reißleine ziehen. Nun werden wir jedoch mit neuen Ideen herangehen, um die Kirche zu sanieren und für die Gemeinde eine Stätte der Begegnung zu schaffen, die zwar [kleiner sein wird, aber dafür schöner sein kann] keine neuen Räume hat, dafür unsere liebgewonnene Kirche mit ihren Räumen in neuem Glanz zeigt. Wir sind zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird. Und da das eine Sanierung der vorhandenen Bauten ist und kein Neubau, fällt auch einiges an langwierigen Schritten zur Genehmigung weg, so dass wir hoffen, dass es zügig vorankommt.
Wir verschweigen nicht, dass sich in den Jahren, die das Verfahren jetzt gedauert hat, viel Enttäuschung bei uns, den verantwortlichen Presbyterinnen und Presbytern angestaut hat. Am Ende sahen wir nur diese Möglichkeit, dem Schrecken ein Ende zu machen, bevor es zu einem Schrecken ohne Ende werden konnte. Denn hätten wir uns auf den Start des Baus eingelassen, wären die Risiken unkalkulierbar gewesen. Beispiele dafür, wie das dann läuft, gibt es in Köln genug. Nachdem diese schmerzhafte Entscheidung einmal getroffen war, sind wir jetzt umso optimistischer, dass wir bald alle zusammen in den alten, neu glänzenden Räumen sitzen werden und froh sind, miteinander feiern zu können.
A. Helmer
Finanz- & Personalkirchmeister